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Forum "Politik/Wirtschaft" - ABCP und ABS
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ABCP und ABS: Immobilienkrise
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 17:08 Mi 14.05.2008
Autor: IlovePhiladelphia

Nunja, im Zuge der Abitur muss man eigene Spezialgebiete verfassen; ich habe mich mit dem Thema Börse befasst und als Unterpunkt die Immobilienkrise gewählt. Da es um eine Abi geht, ist es wichtig, dass ich alles sachgerecht mache bzw. den Inhalt meiner Arbeit auch verstehe!

Just habe ich mich mit der amerikanischen Immobilienkrise auseinandergesetzt. Die meisten Schritte kann ich nachvollziehen (hatte Wirtschaft als solches noch nie als Studiumfach...), bei manchen kann ich nur schwer folgen. Meine Frage ist daher:

Was versteht man unter asset-backed securities und asset-backed commercial papers? Und inwieweit sind diese in die Immobilienkrise verflechtet?

Die Definitionen, die ich im Internet gefunden habe, sind nicht ganz so leicht zu verstehen.

Ich wäre für jede Hilfe dankbar. :)

        
Bezug
ABCP und ABS: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 17:59 Mi 14.05.2008
Autor: Analytiker

Hi du,

> Was versteht man unter asset-backed securities und
> asset-backed commercial papers? Und inwieweit sind diese in
> die Immobilienkrise verflechtet?

> Die Definitionen, die ich im Internet gefunden habe, sind
> nicht ganz so leicht zu verstehen.

Das liegt i.d.R. wohl daran, das zuviel Fachwissen voraus gesetzt wird. Ich versuchs mal ganz "einfach" zu erklären...

ABS

ABS haben als innovative, konkurrenzfähige Finanzierungsalternativen zur klassischen Anleihenfinanzierung oder zum Factoring für Unternehmen sowie als Instrument zur aktiven Portfeuillesteuerung für Kreditinstitute in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Du musst das ganze Ding also als Kreditsubstitut betrachten...

Über sog. Verbriefungsstrukturen können insbesondere Banken Risiken aus der Kreditvergabe an Dritte transferieren und damit die Refinanzierung eines Kreditportfeuilles direkt über den Kapitalmarkt betreiben. Damit werden bisher illiquide Kreditrisiken handelbar und können effizient auf andere Kapitalmarktteilnehmer umverlagert werden...

Ich kann dir jetzt noch drei Seiten lang beschreiben, wie das ABS genau abläuft, aber ich befürchte das dass einfach nicht leichter zu verstehen ist, als die Definitionen im Netz. Daher würde ich vorschlagen, das du spezifisch genau fragst, welchen teil des ABS-Systems du nicht nachvollziehen kannst... Alles andere macht an dieser Stelle wenig Sinn. Zudem denke ich, das wir uns hier nicht mehr auf Oberstufennivau bewegen, und du dir auch nicht die vielen Stolpersteine ans Bein binden solltest, indem du relativ komplexe Themen der Finanzierung heraussuchst, welche nur im GESAMTKONTEXT des Themenfeldes zu verstehen sind. Hättest du schon ein Semester Bank-BWL o.ä. an der Uni gehabt, könnte ich hier sicher anders einsteigen, aber so macht das wenig Sinn denke ich... ;-)! Gleiches gilt im Prinzip auch für die ABCP... Eine sehr gut verständliche Seite ist folgende:

-> []ABS und Kredithandel (FH-München)

Lies dir das mal durch, und wenn etwas unverständlich ist, melde dich!

Liebe Grüße
Analytiker
[lehrer]



Bezug
                
Bezug
ABCP und ABS: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 19:28 Mi 14.05.2008
Autor: IlovePhiladelphia

Also, erst einmal danke für die angebotene Hilfe!

Soweit ich das jetzt teilweise verstehe, ist ABS ein anderer Weg um Kredite zu finanzieren, also ohne Beteiligung einer Bank. Diese Finanzierung läuft so ab, indem man Dritte, die die Kapazitäten zur Finanzierung besitzen, miteinbezieht.

Bei der Immobilienkrise verstand ich anfangs diesen Teil nicht:

[...] Die steigenden Geldmarktzinsen und die Risikobereitschaftsabnahme der Investoren brachte die Refinanzierung durch Asset-backed Commercial Papers (ABCP) zum Stillstand. Investoren waren aus Unsicherheit über die den Investmentvehikeln zugrunde liegenden Vermögensgegenständen nicht mehr bereit, ABCP jedweder Art zu kaufen. Dies führte dazu, dass Banken, welche meist zu 100% diese Investmentvehikel sponsorten, Liquidität für diese bereitstellen mussten. Daraufhin waren Banken auch untereinander nicht mehr bereit, die vorher im großen Maße ausgereichten Liquiditätslinien an andere Banken zu verlängern bzw. neu auszureichen. [...]
http://www.boerse-express.com/wiki/Subprime

Sind in diesen Fall die Investoren jene Dritte, die die Banken nicht mehr mit Krediten versorgen möchten?

Bezug
                        
Bezug
ABCP und ABS: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 21:51 Mi 14.05.2008
Autor: VNV_Tommy

Hallo ILovePhiladelphia,

> Soweit ich das jetzt teilweise verstehe, ist ABS ein
> anderer Weg um Kredite zu finanzieren, also ohne
> Beteiligung einer Bank. Diese Finanzierung läuft so ab,
> indem man Dritte, die die Kapazitäten zur Finanzierung
> besitzen, miteinbezieht.

Nicht ganz. ABS sind forderungsbesicherte Wertpapiere, welche von Banken (=Originator) über sogenannte Zweckgesellschaften/Conduits/SPV/SPE emittiert werden. Das hat für die Bank den Vorteil, dass sie die Forderungen (z.B. Hypothekenkredite), die sonst bis zum Fälligkeitszeitpunkt in der Bilanz "tatenlos" rumliegen würden. Die Bank bündelt ihre Forderungen und verkauft sie an das SPV. Dieses SPV verbrieft die Forderungen und macht sie dadurch für den Kapitalmarkt handelbar. Für die Bank ist das gut, denn die Forderungen tauchen dadurch nicht mehr in deren Bilanz auf.
Die verbrieften Forderungen (ABS) werden dann an willige Investoren verkauft, die einen Kaufpreiszahlen und für die Zeit, in der sie die ABS halten, einen Zins erhalten. Wenn die Laufzeit der ABS (bei ABCP generell nicht mehr als 1 Jahr) abgelaufen ist, erhalten die Investoren ihre Einzahlungen zurück. Die Forderungen werden wieder gebündelt und vom SPV erneut an den Markt verkauft. Im Grunde werden hier langfristige Forderungen in kurzfristiges Kapital umgewandelt.

> Bei der Immobilienkrise verstand ich anfangs diesen Teil
> nicht:
>  
> [...] Die steigenden Geldmarktzinsen und die
> Risikobereitschaftsabnahme der Investoren brachte die
> Refinanzierung durch Asset-backed Commercial Papers (ABCP)
> zum Stillstand. Investoren waren aus Unsicherheit über die
> den Investmentvehikeln zugrunde liegenden
> Vermögensgegenständen nicht mehr bereit, ABCP jedweder Art
> zu kaufen. Dies führte dazu, dass Banken, welche meist zu
> 100% diese Investmentvehikel sponsorten, Liquidität für
> diese bereitstellen mussten. Daraufhin waren Banken auch
> untereinander nicht mehr bereit, die vorher im großen Maße
> ausgereichten Liquiditätslinien an andere Banken zu
> verlängern bzw. neu auszureichen. [...]
>  http://www.boerse-express.com/wiki/Subprime
>  
> Sind in diesen Fall die Investoren jene Dritte, die die
> Banken nicht mehr mit Krediten versorgen möchten?  

Nein, es sind die Banken, die sich gegenseitig keine Kredite mehr geben. Dadurch das der Markt für ABCP praktisch ausgetrocknet war, konnte von den SPV zur Rückzahlung der Einzahlungen der Investoren kein neues Kapital beschaft werden. In der Folge mussten die Banken, welche sich dafür verbürgt hatten, im Falle von Liquiditätsengpässen der SPV für diese einzustehen, den SPV Liquidität zuführen. Die anderen Banken bekamen das mit und stellten darauf die Kredite für die jeweilige Bank ein. In der Folge gaben sich die Banken untereinander keine Kredite mehr, was den Kapitalmarkt austrocknete und ein mehrmalige Eingreifen (Leitzinssenkungen, Bereitstellung zusätzlicher Liquidität ....) der Notenbanken (FED, EZB ...) notwendig machten. Verstärkt wurde der ganze Mißstand dadurch, dass viele Banken, die beständig behaupteten sie wären nicht von den Ausfällen im Zuge der Kreditkrise betroffen, tatsächlich aber mit mehreren Milliarden € und $ wesentlich beteiligt waren. Im Zuge dessen sank das Vertrauen in die Kreditinstitute kontinuierlich.

Ganz interessant finde ich an dieser Stelle, dass man sich mal folgendes durch den Kopf gehen lässt:
Die amerikanische Privatbank Bear Stearns wurde nur dadurch vor der Insolvenz geschützt, indem sie von einer staatlichen Bank aufgekauft wurde. Die Frage die man sich nun stellen kann ist, inwiefern es gerechtfertigt ist, dass in solch schweren Zeiten der einfache Bürger die Zeche zahlen muss (denn die staatliche Bank wird durch Steuern finanziert), er aber in guten Zeiten, wo die Renditen am Hypothekenmarkt nur so übersprudelten nicht beteiligt wurde (Gewinne werden privatisiert, Verluste werden auf die Öffentlichkeit abgewälzt).

Wie unser Analytiker schon sagte: das Thema ist sehr komplex. Deshalb möchte ich es an dieser Stelle auch dabei belassen. Wenn du noch konkrete Fragen dazu hast, kannst du sie hier gern stellen.

Viele Grüße,
Tommy

Bezug
                                
Bezug
ABCP und ABS: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 22:04 Mi 14.05.2008
Autor: IlovePhiladelphia

Jo, danke für die weiteren Einblicke in die Materie. Richtig verstehen tue ich es ja noch nicht, aber ich belasse es vorerst bei diesen Hinweisen. :) Damit wurde mir schon zum Teil richtig geholfen.

btw: Ist ja teilweise ein hübscher Vorgeschmack für so ein Wirtschaftsstudium, das ich vielleicht in Betracht ziehen werde. Uninteressant ist das sicher nicht.


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