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Forum "Geschichte" - Elektra;Tantalidenmythos
Elektra;Tantalidenmythos < Geschichte < Geisteswiss. < Vorhilfe
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Elektra;Tantalidenmythos: Idee
Status: (Umfrage) Beendete Umfrage Status 
Datum: 22:59 Sa 20.08.2011
Autor: cycore

Hallo allerseits, ich war mir unsicher wo ich das fragen soll ich hoffe hier hat jemand eine Idee.

Eine kurze Beschreibung worum es geht: In der Griechischen Mythologie, genauer dem Tantalidenmythos, töten Elektra und Orest, zwei der Kinder des Agamemnon und der Klytaimnestra, ihre Mutter und deren Geliebten Aigisthos weil diese den Vater Agamemnon töteten. Streng genommen werden sie von Orest mit Elektras Hilfe getötet, der dies vom Orakel in Delphi aufgetragen bekommen hat. Orest wird daraufhin von den Erinyen (vgl. Furien) verfolgt/in den Wahnsinn getrieben (Der Gott Apollon hetzt sie ihm auf, obwohl er es war der ihm den Muttermord befahl).

Nun zu meiner Frage. Ich finde einfach keine befriedigende Erklärung dafür, dass nur Orest, nicht aber Elektra von den Erinyen verfolgt wird. Was befreit sie davon? Sicherlich ist das keine historische Frage, aber vielleicht habe ich ja ein Detail übersehen? Ich bin nicht damit zufrieden es damit zu erklären das sie nur Beihilfe leistete, schließlich mußte sie Orest auch erst überreden.

Es steckt hinter der Frage natürlich ein anderes Interesse als das Verständnis Mythologie. In der Interpretation formuliert sich die Frage meiner Meinung nach so: Wieso hat Elektra kein schlechtes Gewissen?

Über Ideen würde ich mich sehr freuen.

        
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Elektra;Tantalidenmythos: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 01:47 Sa 27.08.2011
Autor: reverend

Hallo cycore,

ich bin gerade auf dem Weg ins Bett, finde Deine Frage aber interessant. Mal sehen, ob ich mich morgen zu einer sinnvollen Antwort aufraffen kann.
"Richtig" bist Du hier aber allemal. Dass das Thema nicht geläufig ist, siehst Du auch daran, dass schon fast eine Woche niemand geantwortet hat. Das wäre in einem englischsprachigen Forum anders, schon weil im anglophonen Raum die Kenntnis der griechischen Mythologie aus ganz humanistischen Gründen (die man gern für eine deutsche, Humboldtsche, Erfindung hält) heute höher geschätzt wird als in Deutschland.

Vielleicht wäre "Lemprières Wörterbuch" (von Lawrence Norfolk) eine gute Lektüre für Dich, falls Du es nicht schon kennst...

Grüße
reverend

PS: Kannst Du Altgriechisch? Es wäre hier vielleicht hilfreich, auch wenn Deine Frage eher eine an die Sekundärliteratur ist.


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Elektra;Tantalidenmythos: Schwer zu sagen
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 12:11 Sa 27.08.2011
Autor: Infinit

Hallo cycore,
über Deine Frage habe ich auch schon nachgedacht, ich bezweifele jedoch, dass es so etwas wie eine eindeutige Antwort darauf gibt und deswegen habe ich Deinen Beitrag mal als Umfrage deklariert, in der Hoffnung dadurch mehr Ideen sammeln zu können.
Eine ganz pragmatische Antwort ergibt sich direkt aus dem Mythos. Orest wurde vom Orakel von Delphi beauftragt, diesen Mord zu begehen, er führte ihn auch aus und insofern ist es kein allzu großes Wunder, dass die Erinyen ihn verfolgen und nicht Elektra. Das beantwortet aber nur teilweise Deine Frage nach Elektras Schuldgefühlen und insofern bin ich mal gespannt, welche Beiträge wir zu diesem Thema hier noch sammeln können.
Viele Grüße,
Infinit  


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Elektra;Tantalidenmythos: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 00:24 So 28.08.2011
Autor: cycore

Hallo Reverend und Infinit,
Vielen Dank für dem Lektüretipp, nein das kannte ich noch nicht und ich werde bald mal sehen ob ich da drankomme; und für das umstellen zu einer Umfrage. Ursprünglich hatte ich auch vor darum in der Frage zu bitten aber das ist wohl untergegangen. Ich bin mir darüber im klaren das es wohl keine eindeutige Antwort gibt, ich hatte nur gehofft jemand hat sich darüber vielleicht schonmal Gedanken gemacht die er mit mir teilen möchte. Ich beschäftige mich wirklich nicht regelmäßig mit Mythologie, doch mir ist mal wieder Iphigenie auf Tauris in die Hand gefallen und da fiel mir ein das mich diese Frage als Schüler schon beschäftigte doch dann verlor ich es aus den Augen.

Ich kann übrigens weder Griechisch noch Altgriechisch. Auf die Idee ein  Internationales/Englischsprachiges Forum zu konsultieren bin ich auch schon gekommen aber auf die Schnelle fand ich keines und ich möchte mich auch nicht bei zu vielen anmelden - die möchten ja auch gepflegt werden und bei stackexchange fand ich keine passende Kategorie.

P.S.: Es verwundert und erfreut mich zugleich festzustellen, dass die bisher einzigen Antworten von Mathematikern (oder zumindest in 'unserer' Kategorie aktiven) stammen :) da soll nochmal wer sagen wir seien alle Fachidioten.

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Elektra;Tantalidenmythos: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 09:15 So 28.08.2011
Autor: Josef

Hallo Cycore,



>  
> Nun zu meiner Frage. Ich finde einfach keine befriedigende
> Erklärung dafür, dass nur Orest, nicht aber Elektra von
> den Erinyen verfolgt wird. Was befreit sie davon?


„Orest vollzog mit Hilfe von Elektra an der Mutter und Aigisthos die Blutrache; aus dem vergossenen Blut erhoben sich die Erinyen und verfolgten ihn, nicht aber Elektra.“ [1]

"Elektra ist die Personifikation der Rache und rückt somit in die Nähe der Erinyen." [2]



[1] []Quelle 1
[2] []Quelle 2




>  
> Es steckt hinter der Frage natürlich ein anderes Interesse
> als das Verständnis Mythologie. In der Interpretation
> formuliert sich die Frage meiner Meinung nach so: Wieso hat
> Elektra kein schlechtes Gewissen?
>  


"Das Elektra-Thema ist das einzige, zu dem Dramen von jedem der drei großen Tragiker überliefert sind: Aischylos behandelt das Schicksal von Klytaimestras durch Leid und Rachsucht verstörter Tochter im zweiten Teil seiner »Orestie«-Trilogie (458 v. Chr.); der Seelenzergliederer und Götterkritiker Euripides lässt Elektra und Orestes an ihrem Sühnemord zerbrechen, weil sie ihn wider Willen auf Weisung des Apollon ausführen mussten.

In der in geringem Zeitabstand zum Werk des Euripides entstandenen »Elektra« des Sophokles beschäftigt den Mittachtziger nicht der Mordauftrag »von oben« und die Gewissensnot der Rächer. Er konzentriert die dramatische Spannung vielmehr auf die fortschreitende innere Vereinsamung seiner Titelfigur, ihre von wahnsinniger Rachgier irreparabel geschädigte Seele und - wie auch im »Philoktet« - auf die Klärung der täuschenden Intrige als Entwicklung vom Schein zur Wahrheit."

Quelle: Der Brockhaus; (c) wissenmedia GmbH, 2010



Viele Grüße
Josef

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Elektra;Tantalidenmythos: Elektra und die Rache
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 12:26 So 28.08.2011
Autor: Infinit

Hallo cycore,
das Thema ließ mich nicht in Ruh und so habe ich mein uraltes Reclam-Heftchen mit Sophokles "Elektra" mal rausgeholt. Das Ganze ist auch im Gutenberg-Projekt im Web zu finden, ein Link hierzu ist []hier. Aus den Kapiteln 2 bis 4 gehrt schon hervor, dass Elektra den Tod ihres Vaters rächen möchte, sie hofft dabei auf die Hilfe ihres Bruders Orest. Als ein Fremder am Hof erscheint und von Orests Tod erzählt (der sich dann ja als nicht wahr herausstellt), versucht Elektra, ihre Schwester Chrysothemis zu einer gemeinsamen Tat zu überreden, wobei der Text jedoch nahelegt, dass sie die Schwester als Handelnde sieht. Diese lehnt dies ab und als dann wieder klar wird, dass Orest doch lebt, konzentriert Elektra sich darauf, ihn zum Mord zu verführen. Sie selbst, und das finde ich schon interessant, möchte die Tat jedoch selbst nicht vollbringen. "Anstiftung zum Mord" würde man dies heute wohl nennen und augenscheinlich hat Elektra in keinem Moment ein schlechtes Gewissen. Man könnte dies auch so interpretieren, dass Elektra zu feige ist, einen Mord auf ihre Schultern zu nehmen. Andere Interpretationsmöglichkeiten gibt es sicher auch und wir dürfen nicht vergessen, dass wir dies Ganze aus einer zeitlichen Distanz von fast 2500 Jahren betrachten. Mal schauen, ob noch weitere Interpretationen hier dazukommen.
Viele Grüße,
Infinit

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Elektra;Tantalidenmythos: Mitteilung
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 22:06 Di 11.10.2011
Autor: cycore

Hallo allerseits,
vielen Dank (auch wenn verspätet) an alle für die Beteiligung. Ich musste die Frage etwas hintenanstellen, aber nach einer kürzlichen Unterhaltung mit einem Griechen bin ich zu einem Schluss gekommen.
Zunächst unzufrieden mit der einfachen Antwort auf meine Frage: "Sie hat doch nichts verbrochen. Wiseo sollte sie bestraft werden? So ist das in der griechischen Mythologie!". Trotzdem liefert dies eine ebenso einfache Antwort auf der von mir gestellten interpretierten Frage "Wieso hat Elektra kein schlechtes Gewissen?", denn zumindest nach Sophokles (danke Infinit für den Link) ist sich Elektra (oder wie ich unterwiesen wurde besser Ilektra) niemals einer Schuld bewusst; ohne Schuldbewusstsein kein schlechtes Gewissen.

Nochmals danke - Gruß Cycore

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