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Fabelinterpretation: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 14:50 So 06.11.2011
Autor: CrazyBlue

Hallo,

ich möchte die Fabel "Der Wolf und der Schäfer" interpretieren:

Ein Schäfer hatte durch eine grausame Seuche seine ganze Herde verloren. Das erfuhr der Wolf und kam, seine Kondolenz abzustatten.
"Schäfer", sprach er, "ist es wahr, dass dich ein so grausames Unglück betroffen? Du bist um deine ganze Herde gekommen? Die liebe, fromme, fette Herde! Du dauerst mich, und ich möchte blutige Tränen weinen."
"Habe Dank, Meister Isegrim", versetzte der Schäfer. "Ich sehe, du hast ein sehr mitleidiges Herz."
"Das hat er auch wirklich", fügte des Schäfers Hylax hinzu, "sooft er unter dem Unglücke seines Nächsten selbst leidet.

Der moralischer Lehrsatz ist vermutlich irgendwas in dieser Richtung: Das Mitleid der Menschen (oder: vieler Menschen) geht auf das Entgehen des eigenen Nutzen zurück.

Seht ihr das auch so? Ich weiß aber nict was man da noch rausziehen könnte. Ich bin im Interpretieren sehr schlecht. Könnt ihr mir ein wenig auf die Sprünge helfen?

Gruß CrazyBlue95

        
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Fabelinterpretation: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 16:03 So 06.11.2011
Autor: mmhkt

Guten Tag,
dein Ansatz ist ein realistischer Aspekt.

Die Fabel gibt noch etwas mehr her, hier eine kleine Starthilfe:

Welchen Ruf und/oder Charakter hat der Wolf in Fabeln?

Wie glaubwürdig ist jemand, der in dieser Situation sein Mitleid ausspricht, wenn das im Gegensatz zu seinem bisherigen Handeln steht?

Wie groß ist die Bereitschaft des Schäfers (oder der Menschen, für die er in der Fabel steht) einem solchen Mitleidsbekunder wie dem Wolf Glauben zu schenken?

Wie sieht die Situation des Wolfes aus wenn er es tatsächlich ernst meinen sollte? Hat er eine realistische Chance jemanden zu finden, der ihm glaubt?


Soweit fürs erste.

Schönen Sonntag
mmhkt


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Fabelinterpretation: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 14:41 Mo 07.11.2011
Autor: CrazyBlue

Danke, für deine Antwort!

Der Schäfer sagt ja: "Ich sehe du hast ein mitleidiges Herz", daraus kann man schließen, dass er entweder dem Wolf wirklich glaubt oder ihm nicht glaubt dies aber nicht sagt.
Woraus man wieder deuten kann, dass laut Lessing Menschen zu gutgläubig sind bzw. wenn sie jemandem nicht glauben, dies nicht direkt sagen.

In dieser Fabel hat der Wolf einen hinterhältigen Charakter, da er so tut als würde er den Schäfer bemitleiden.

Stimmen diese Gedankengänge?


Bezug
                        
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Fabelinterpretation: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 04:20 Mi 09.11.2011
Autor: Josef

Hallo,


>  
> Der Schäfer sagt ja: "Ich sehe du hast ein mitleidiges
> Herz", daraus kann man schließen, dass er entweder dem
> Wolf wirklich glaubt oder ihm nicht glaubt dies aber nicht
> sagt.
>  Woraus man wieder deuten kann, dass laut Lessing Menschen
> zu gutgläubig sind bzw. wenn sie jemandem nicht glauben,
> dies nicht direkt sagen.
>  



Die Aussagen anderer Menschen sollten kritisch betrachtet werden. Man soll nicht alles gleich glauben. Gutgläubig bedeutet ja: "mit dem naiven und unkritischen Glauben, dass auch andere gut und ehrlich sind."



> Der moralischer Lehrsatz ist vermutlich irgendwas in dieser Richtung: >Das Mitleid der Menschen (oder: vieler Menschen) geht auf das >Entgehen des eigenen Nutzen zurück.


Das kann heraus gelesen werden aus:

"Du bist um deine ganze Herde gekommen? Die liebe, fromme, fette Herde! Du dauerst mich, und ich möchte blutige Tränen weinen."





> In dieser Fabel hat der Wolf einen hinterhältigen
> Charakter, da er so tut als würde er den Schäfer
> bemitleiden.
>  

[ok]


"Isegrim (mhd. Îsengrîn aus "îsen" = Eisen und "grînen" = knurren), der Wolf, ist ein Fabelwesen aus dem Epos Reineke Fuchs und verkörpert den feudalen Baron. Er symbolisiert Kraft, Rücksichtslosigkeit, Gier, Grimmigkeit, Bösartigkeit, aber auch Tölpelhaftigkeit, weshalb er vom verschlagenen Fuchs immer wieder hereingelegt wird.

Ebenso wie Reineke Fuchs soll die Ursprungsgestalt der Isegrim-Figur aus dem Vorderen Orient stammen. Während er dort noch ambivalente Charakterzüge ähnlich dem Trickster gehabt haben soll, wurde der Wolf im Christentum (Altes Testament) ausschließlich als Sinnbild für das Böse angesehen, als Satan, der dem guten Hirten, dem Diener Gottes, gegenübergestellt war. "


[]Quelle



Viele Grüße
Josef

Bezug
        
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Fabelinterpretation: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 11:45 Mo 07.11.2011
Autor: reverend

Hallo CrazyBlue,

mmhkt hat ja schon zur Rolle des Isegrim Hinweise gegeben.

Für die Fabel entscheidend ist allerdings "des Schäfers Hylax", die (der) das Epimythion sprechen darf. Daran ist gleich mehreres ungewöhnlich.

Normalerweise tritt der Fabeldichter nur im Promythion oder Epimythion in Erscheinung, doch nicht als Person, sondern als Quelle der allgemeinen Deutung: ...und die Moral von der Geschicht...
In dieser Fabel aber legt Lessing die Deutung einer bisher nicht aufgetretenen Person in den Mund.

Hier ist schon die Bezeichnung, die der Dichter wählt, eigenartig. "Hylax" ist kein belegtes griechisches Wort, folgt aber den Wortbildungsregeln. Es wird offenbar neu abgeleitet vom Verb υλακτέω (dem hier noch ein spiritus asper am Anfang fehlt), was bellen bedeutet, häufiger aber im übertragenen Sinn "freche Reden führen" (u.ä.) benutzt wird. Gäbe es das Wort "hylax", so wäre es grammatisch gesehen weiblichen Geschlechts.

In Lessings Fabel wird Hylax meist als "Hund" gedeutet; in der Tat gibt es sonst auch keinen festen Begriff in der deutschen Märchen- und Fabelsprache für dieses Tier. Die Namenswahl zeigt aber zugleich an, dass dem Dichter die stichelnde Wahrheit der Zusammenfassung wohl beängstigend weit geht: nur ein Lästermaul darf so direkt sein.

Ein klassisches Epimythion hätte eher so gelautet:
Daran sieht man, dass das Mitleid am leichtesten dem fällt, der unter dem Unglück eines anderen selbst zu leiden hat.

Grüße
reverend




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Fabelinterpretation: Frage (überfällig)
Status: (Frage) überfällig Status 
Datum: 14:45 Mo 07.11.2011
Autor: CrazyBlue

Danke für deine Antwort!

Lessing lässt also den moralischen Lehrsatz direkt von einer Figur in der Fabel aussprechen. Aber ich verstehe nicht so ganz was Lessing damit sagen möchte. Will er sagen, dass es nur wenige Menschen gibt, die eine solche Wahrheit öffentlich aussprechen bzw. das er es gut findet, wenn Menschen das tun, oder was meint er?

Gruß CrazyBlue

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Fabelinterpretation: Fälligkeit abgelaufen
Status: (Mitteilung) Reaktion unnötig Status 
Datum: 15:20 Mi 09.11.2011
Autor: matux

$MATUXTEXT(ueberfaellige_frage)
Bezug
        
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Fabelinterpretation: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 17:43 Di 15.11.2011
Autor: CrazyBlue

Hallo,

ich brauche ein abstraktes allgemeines Thema, dass die Fabel "
[]Der Wolf und der Schäfer") beschreibt. Wäre "Gutgläubigkeit der Menschen" passend?
Habt ihr bessere Vorschläge?

Gruß CrazyBlue


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Bezug
Fabelinterpretation: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 23:56 Di 15.11.2011
Autor: reverend

Hallo CrazyBlue,

ich habs mal an die Diskussion angehängt, die Du schon zum gleichen Text hier hattest.

> ich brauche ein abstraktes allgemeines Thema, das s die
> Fabel "
>  
> []Der Wolf und der Schäfer")
> beschreibt. Wäre "Gutgläubigkeit der Menschen" passend?
>  Habt ihr bessere Vorschläge?

Ja, darum ging es doch gar nicht.
"Motivation des Mitleids" wäre sicher besser.

Grüße
reverend


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