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(Umfrage) Beendete Umfrage | Datum: | 10:34 Fr 30.01.2009 | Autor: | Prijanka |
Helm Stierlin: "Ich und die anderen"
Wie entwickelt sich bezogene Individuation?
- Vergleichbar mit Entwicklung des Immunsystems
-> was als mein angesehen wird, wird angenommen
-> was als nicht mein angesehen wird, wird abgestoßen
- Es kann zu einem Missverständnis wie der Auto-Immunkrankheit kommen
-> was als mein angesehen werden sollte, wird abgestoßen
- Bezogene Individuation möglich durch Hilfestellung durch die Familie (Bezugsperson)
- Mittel bzw. Weg zur Individuation ist der Dialog
- Entwicklung des Selbstempfindens als Grundlage für eine gelingende Individuation
- Dialektik von Nähe und Distanz
-> Kind entwickelt zunehmende Autonomie mit/durch bestehenden Rückhalt durch die Bezugsperson
- Die Beziehungsdialektik weitet sich auf nicht-familiäre Angehörige aus
"Individuation mit" versus "Individuation gegen"
- "Individuation mit" beschreibt den Vorgang der Individuation, welcher ohne Konflikte entsteht und einfach angenommen wird, wie beispielsweise die Sprache, die das Kind von der Mutter annimmt, ohne sich dagegen zu sträuben.
- Wobei "Individuation gegen" benutzt wird, wenn die eigene Meinung vertreten wird und nur durch einen Konflikt zwischen zwei Kommunizierenden herrscht und dadurch eine individuelle Entwicklung statt findet.
Individuation in einer Mehrgenerationsperspektive
- Delegation ist die Beeinflussung durch vorangehende Generationen
- "Individuation gegen" verstärkt die Bindung an die Eltern zusätzlich
- "Individuation mit" bedeutet hier, dass sich auf die Familie und ihre Vorschläge eingelassen wird
- "Individuation gegen" bedeutet, dass eine eigene Geschichte verfasst wird
Zum Fahrplan der Individuation
- "Individuation mit" und "Individuation gegen" stellen sich als notwendige Momente einer Beziehungsdialektik dar
Helm Stierlin: "Psychoanalyse - Familientherapie - systemische Therapie" (1)
Selbst-Definition
- Eine der größten und wichtigsten Leistungen eines Kindes ist die Herstellung einer stabilen Ordnung in seiner Beziehung zur Innen- und Außenwelt
- Die Selbst-Polarisierung ist die Erstellung einer Sozialisationsschranke, welche eine gewisse Durchlässigkeit besitzt
->dadurch kommt es zur Strukturierung eines bewussten und unbewussten Teiles der Persönlichkeit
-> zu große Un-/Durchlässigkeit kann zu Selbstentfremdung führen
- Die Selbst-Demarkation zielt darauf ab, den Körper von der Außenwelt abzugrenzen
-> Um damit eine Basis der Selbst-Definition zu verschaffen
Frühe Autonomie
- Erst wenn die Eigenbedeutung selbstverständlich ist, kann sich ein Kind mit Beschränkungen abfinden
- Die anale Periode gilt als Experimentierphase der Autonomie, wobei dies teils auch schon früher beginnt (bei Akzeptierung oder Ablehnung der Nahrung)
Frühe Sprachentwicklung
- Sprache kann gesprochen und ungesprochen sein,
- Sprache kann in Worten, Begriffen, Symbolen und Gesten ausgedrückt werden
- Sprache dient zur Festigung und Vertiefung von Selbst-Definition und Autonomie
Helm Stierlin: "Psychoanalyse - Familientherapie - systemische Therapie" (2)
Familienmythen
- Familienmythen haben eine homöostatische Funktion
- Sie spielen in der Beziehung die selbe Rolle, wie Abwehrmechanismen im Individuum
"Feste Mythen" versus "lockere Mythen"
- Familienmythen können die Form von: - sorgfältig nacherzählte Geschichten
- explizite Überzeugungen
- vage formulierte Meinungen
- Sowohl locker formulierte, als auch "festgewebte" Mythen erfüllen Abwehrfunktionen
Die Funktion der Familienmythen
- Familienmythen haben Abwehr- und Schutzfunktionen
-> Abwehrfunktionen innerhalb der Familie
-> Schutzfunktionen gegenüber Au゚enstehenden
Eine Klassifizierung von Familienmythen
- Es existieren drei verschiedene Mythen
- Unterscheiden sich hinsichtlich ihres Inhalts und der Abwehrintentionen
- Im Laufe der Zeit können sich Inhalte verändern und miteinander verschmelzen
Harmoniemythen
- Zeichnen das rosige Bild eines vergangenen und gegenwärtigen harmonischen Familienglücks
- Vergangene und gegenwärtige Disharmonien und Feindseligkeiten werden verdeckt oder aus dem Bewusststein verdrängt
Entschuldigungs- und Wiedergutmachungsmythen
- Projektive Identifizierung spielt eine wesentliche Rolle
- Eine oder mehrere Personen werden für das Elend der Familie verantwortlich gemacht
- Die Mythen müssen von allen Familienmitgliedern akzeptiert und ausgetragen werden
- Dieses "Opferlamm" kann auch jemand verschollenes oder verstorbenes sein
Rettungsmythen
- Glaube, dass im Familienleben und beim Individuations- und Trennungsproozess auftretendes Leiden, Konflikte und Ungerechtigkeiten vermeiden oder ungeschehen gemacht werden können
- Rettungsmythen entstellen die Familiengeschichte und Faktizität der Familienbeziehungen
Die Schutzfunktion von Mythen
- Schutz gegen Außenstehende
- Ersparen schmerzhafter Konfrontationen
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