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Redeanalyse: Frage (beantwortet)
Status: (Frage) beantwortet Status 
Datum: 11:15 Fr 19.09.2014
Autor: Crowley

Aufgabe
Teilanalyse eines Redeausschnittes

Beantworten Sie bitte die folgenden Fragen anhand des nachstehenden Textes in ganzen Sätzen. Begründen Sie Ihre Aussagen und geben Sie erläuternde Beispiele. Bitte schreiben Sie insgesamt ca. 150–200 Wörter.

1. Was ist das Thema dieses Redeausschnitts?

2. Zu welcher Redeform oder welchen Redeformen gehört die Rede als Ganzes? Sie können Ihre Einordnung auch dadurch begründen, indem Sie nicht zutreffende Redeformen ausschließen.

3.Wie baut der Redner in diesem Redeabschnitt seine Argumentation auf? Beantworten Sie dazu die folgenden Fragen:

a) Welche Rolle spielt Satz (1) für den ganzen Redeausschnitt?

b) In welchem Verhältnis stehen die Sätze (2), (3) und (4) zum ersten Satz (1)?

c) Welche Rolle spielt Satz (5)?


„(1) Als Schriftsteller habe ich erfahren, wie wenig Literatur vermag, wie dürftig und unkalkulierbar ihre Wirkung war und immer noch ist. (2) Niemals wurden kriegsentschlossene Mächtige zum Frieden hingeschrieben; kein Werk der Einbildungskraft reichte aus, um die Folter abzuschaffen, Kinder vor dem Hungertod zu bewahren, die Rechte Andersdenkender zu sichern. (3) Literatur hat auch nicht verhindern können, daß Millionen unter der Armutsgrenze leben, daß wir zu Gefangenen monströser Bürokratien geworden sind und daß wir fassungslos dem Sterben unseres Planeten zuschauen müssen. (4) Und schließlich hat Literatur es auch nicht vermocht, der Instanz zu gebieterischer Autorität zu verhelfen, die nach Ansicht erfahrener Friedensforscher die bedeutendste Rolle bei der Lösung von Konflikten spielt: die menschliche Vernunft.
(5) Nein, es ist nicht weit her mit der greifbaren Wirkung von Literatur; der Geschichtenerzähler von heute, der immer noch aus einer Art Notwehr handelt, hat manche Gründe zur Mutlosigkeit, und er wird, seine enttäuschte Hoffnung bilanzierend, zugeben, daß Literatur niemals die Politik ersetzen kann.“

[aus: Siegfried Lenz: Am Rande des Friedens. Rede zur Verleihung des Friedenspreises
des Deutschen Buchhandels, 1988; abgedruckt in: Süddeutsche Zeitung, Jg. 44/Nr. 234, 10. Okt. 1988, S. 34]

Ich habe diese Frage in keinem Forum auf anderen Internetseiten gestellt.

Ich bin mir hier etwas unsicher und habe stark das Gefühl, dass ich nicht ausführlich genug geantwortet habe.

Es wäre super, wenn jemand mal kurz ein Blick darauf werfen könnte. Vielen Dank im Voraus.

2. Teilanalyse eines Redeabschnittes

2.1) Thema ist die (nicht vorhandene) Wirkung der Literatur auf die Gesellschaft bzw. das Unvermögen der Autoren mit ihren Werken etwas zu verändern.

2.2) Die Form der Werberede lässt sich leicht ausschließen, da der Redner nicht beabsichtigt für etwas zu werben und auch nicht an den Zuhörer appelliert.

Den Vortrag würde ich ebenfalls ausschließen, da der Redner hier keine darstellende und wissensvermittelnde Absicht verfolgt. Zudem ist die Rede auch nur bedingt sachlich gehalten.

Daher handelt es sich um eine Gelegenheitsrede, da der Redner persönliche Wertungen und  Meinungen zum Ausdruck bringt.

2.3.a) Das ist die Leitthese der Rede, mit der der Autor seinen Standpunkt klar macht.

2.3.b) Die Sätze dienen dem Redner zur Argumentation. Er geht weiter auf seine These ein, indem er durch darstellende Beispiele seine Ausgangsthese belegt.

2.3.c) Satz 5) ist eine Schlussfolgerung oder eine Art Fazit für den Redner, wo er nochmal die geringe Wirkung der Literatur verdeutlicht. Der Kreis schließt sich wieder zur Ausgangsthese.


        
Bezug
Redeanalyse: Antwort
Status: (Antwort) fertig Status 
Datum: 12:59 Fr 19.09.2014
Autor: Josef

Hallo,

> Teilanalyse eines Redeausschnittes
>  
> Beantworten Sie bitte die folgenden Fragen anhand des
> nachstehenden Textes in ganzen Sätzen. Begründen Sie Ihre
> Aussagen und geben Sie erläuternde Beispiele. Bitte
> schreiben Sie insgesamt ca. 150–200 Wörter.
>
> 1. Was ist das Thema dieses Redeausschnitts?
>  …
>  2. Zu welcher Redeform oder welchen Redeformen gehört die
> Rede als Ganzes? Sie können Ihre Einordnung auch dadurch
> begründen, indem Sie nicht zutreffende Redeformen
> ausschließen.
>  
> 3.Wie baut der Redner in diesem Redeabschnitt seine
> Argumentation auf? Beantworten Sie dazu die folgenden
> Fragen:
>  
> a) Welche Rolle spielt Satz (1) für den ganzen
> Redeausschnitt?
>  
> b) In welchem Verhältnis stehen die Sätze (2), (3) und
> (4) zum ersten Satz (1)?
>  
> c) Welche Rolle spielt Satz (5)?
>
>
> „(1) Als Schriftsteller habe ich erfahren, wie wenig
> Literatur vermag, wie dürftig und unkalkulierbar ihre
> Wirkung war und immer noch ist. (2) Niemals wurden
> kriegsentschlossene Mächtige zum Frieden hingeschrieben;
> kein Werk der Einbildungskraft reichte aus, um die Folter
> abzuschaffen, Kinder vor dem Hungertod zu bewahren, die
> Rechte Andersdenkender zu sichern. (3) Literatur hat auch
> nicht verhindern können, daß Millionen unter der
> Armutsgrenze leben, daß wir zu Gefangenen monströser
> Bürokratien geworden sind und daß wir fassungslos dem
> Sterben unseres Planeten zuschauen müssen. (4) Und
> schließlich hat Literatur es auch nicht vermocht, der
> Instanz zu gebieterischer Autorität zu verhelfen, die nach
> Ansicht erfahrener Friedensforscher die bedeutendste Rolle
> bei der Lösung von Konflikten spielt: die menschliche
> Vernunft.
> (5) Nein, es ist nicht weit her mit der greifbaren Wirkung
> von Literatur; der Geschichtenerzähler von heute, der
> immer noch aus einer Art Notwehr handelt, hat manche
> Gründe zur Mutlosigkeit, und er wird, seine enttäuschte
> Hoffnung bilanzierend, zugeben, daß Literatur niemals die
> Politik ersetzen kann.“
>
> [aus: Siegfried Lenz: Am Rande des Friedens. Rede zur
> Verleihung des Friedenspreises
> des Deutschen Buchhandels, 1988; abgedruckt in:
> Süddeutsche Zeitung, Jg. 44/Nr. 234, 10. Okt. 1988, S.
> 34]

>  
> 2. Teilanalyse eines Redeabschnittes
>
> 2.1) Thema ist die (nicht vorhandene) Wirkung der Literatur
> auf die Gesellschaft bzw. das Unvermögen der Autoren mit
> ihren Werken etwas zu verändern.


[ok]

Das Thema des Redeausschnitts ist die Unfähigkeit der
Schriftsteller die Welt zu verändern oder zu verbessern.


>  
> 2.2) Die Form der Werberede lässt sich leicht
> ausschließen, da der Redner nicht beabsichtigt für etwas
> zu werben und auch nicht an den Zuhörer appelliert.

[ok]

>
> Den Vortrag würde ich ebenfalls ausschließen, da der
> Redner hier keine darstellende und wissensvermittelnde
> Absicht verfolgt. Zudem ist die Rede auch nur bedingt
> sachlich gehalten.

[ok]


>
> Daher handelt es sich um eine Gelegenheitsrede, da der
> Redner persönliche Wertungen und  Meinungen zum Ausdruck
> bringt.


Die drei Arten der Reden:

Gerichtsrede
Beratungsrede/Staatsrede
Gelegenheitsrede/Festrede



Danach erscheint mir auch die Gelegenheitsrede sinnvoll zu sein.

Die informierende Rede.


>
> 2.3.a) Das ist die Leitthese der Rede, mit der der Autor
> seinen Standpunkt klar macht.

Der Satz (1) dient als Einleitung für den ganzen
Redeausschnitts und der Redner verdeutlicht seine Meinung /
Erfahrung.


>  
> 2.3.b) Die Sätze dienen dem Redner zur Argumentation. Er
> geht weiter auf seine These ein, indem er durch
> darstellende Beispiele seine Ausgangsthese belegt.


[ok]


Die Sätze (2-4) gehen näher auf das Thema ein und
dienen als Beispiele für die These des ersten Satzes.
Mithilfe von Erläuterungen und anschaulichen Beispielen
führt der Schriftsteller die Zuhörer durch seine Rede.



>  
> 2.3.c) Satz 5) ist eine Schlussfolgerung oder eine Art
> Fazit für den Redner, wo er nochmal die geringe Wirkung
> der Literatur verdeutlicht. Der Kreis schließt sich wieder
> zur Ausgangsthese.
>  

[ok]


Der Satz (5) ist ein Art Fazit. Man kann sogar sagen ein
Appell an die Regierung, denn die Literatur ist nicht in
der Lage etwas zu ändern, aber die Politik schon.



Siehe auch hier


Viele Grüße
Josef


Bezug
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