Stille Zeile sechs Monika Maro < Deutsch < Sprachen < Vorhilfe
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Hallo zusammen,
wir sind 3 Mädels die in nächste woche einen Literaturtest über Stille Zeile sechs schreiben müssen. Wir suchen nach einer Lektürenhilfe oder Zusammenfassung über diesen Roman.
Gibt es einen Film darüber den man sich auslehen kann oder gar ein Hörspiel?
Vielleicht musste schon jemand von Euch ein Referat darüber schreiben und kann es uns zuschicken.
Im Gegenzug können wir aushelfen mit Referate über Nathan der Weise oder auch über Wissen in allen anderen Fächern, die man an einer Grafik Design Schule hat.
Bitte helft uns wir sind ganz verzweifelt.
Liebe Grüße
Dorit, Tina und Nicole
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(Antwort) fertig | Datum: | 12:55 So 09.01.2005 | Autor: | carosch |
Monika Maron rechnet in ihrem Roman "Stille Zeile Sechs" mit dem SED Regime ab, das sie seit ihrer Kindheit verachtet. Sie spricht oft in Bildern und stellt sehr deutlich die negativen Seiten des totalitären SED Regimes heraus. Habe das Buch im Deutschunterricht gelesen und muss sagen dass es mich beeindruckt hat wie oft Frau Maron die richtigen Worte findet.
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Vielleicht ist dies der größte Vorzug des Romans Stille Zeile Sechs: Ein Jahrhundertproblem darstellend, wird er zum Gleichnis, das weit über sich hinausweist
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Ich musste das Buch im Deutschuntericht lesen. Ich finde das die Hintergrundgeschichte zwar tiefgründig und die Problematik des Sozialismus sehr ausführlich bearbeitet wird, denoch gefällt mir das Buch im allgemeinen nicht besonders gut. Der Schreibstil ist nicht mein Fall und der Erzählstill ist sehr schleppend. Wenn man eine schöne Geschichte lesen will sollte man sich einen anderen Roman suchen, und wenn man sich über den Sozialismus informieren will, gibt es sicherlich auch bessere Bücher.
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(Antwort) fertig | Datum: | 12:57 So 09.01.2005 | Autor: | carosch |
Bereits im Roman "Die Überläuferin" drücken sich die Spannungen der Wissenschaftlerin Rosalind Polkowski mit dem System darin aus, daß ihr Körper auf ganz besondere Weise auf die gesellschaftliche verordnete, innerere Verkümmerung reagiert: Sie kann eines Morgens ihre Beine nicht mehr bewegen. In "Stille Zeile sechs" bekommt es Rosalind Polkowski mit dem alten Stasi-Funktionär Beerenbaum zu tun, dem Stereotyp eines überzeugten Kommunisten. Auf seiner Beerdigung werden bei ihr Erinnerungen an die Zeit vor seinem Tod wach, denn sie war Schreibkraft bei Beerenbaum. Er diktierte ihr seine Biographie, innere Konflikte und ständige Reflektionen bei ihr waren die Folge. Am Denkmal eines Funktionärs mitzuschreiben, hieß das nicht auch schuldig zu werden, selbst wenn sie nur Stenotypistin war? Bald wurde ihr Beerenbaum zuwider, sie wünschte ihn umzubringen konnte sich aber trotzdem nicht von ihm lösen, da er wie ihr Vater war und sie ihr Vater-Trauma nie bewältigt hatte. Schließlich konfrontierte sie den herzkranken Funktionär mit den Verbrechen seiner Vergangenheit und rechnete mit ihm ab.
Monika Maron wurde 1941 in Berlin geboren und studierte nach dem Abitur Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte. Als Angestellte der DDR-Medien war sie dann sehr stark in die öffentliche Meinungsmaschinerie des Systems integriert. 1976 begann sie, als freiberufliche Schriftstellerin zu arbeiten. 1988 übersiedelte sie in die Bundesrepublik. Ihre seit dieser Zeit erschienen Bücher sind Auseinandersetzungen, Abrechnungen mit dem politischen System der DDR. Auch "Stille Zeile sechs" ist, wie schon "Die Überläuferin" und ihr erster Roman "Flugasche" ein Versuch, die Widersprüchlichkeiten im Alltag der DDR auszuloten. Thematisch kreist der Roman um die Reflexionen einer Stenotypistin, ihre persönliche Moral und Verantwortung, ihre Konflikte, als sie beschließt, einem Vertreter des Systems zwar die Hand zu reichen, sich ihm von ihm aber nicht korrumpieren zu lassen, was sich aber letztendlich als unauflösbarer Widerspruch entpuppt, eine Deformation der Persönlichkeit, die die Hauptfigur des Romans auch in das System hineinzieht.
Überrascht hat mich an der politischen Dimension des Buches vor allem die Lebendigkeit und metaphorische Distanz, mit der die Erstarrung des alltäglichen Lebens beschrieben wird. Es gibt sehr poetische, fast surrealistische Szenen. Vergangenheit und Gegenwart wechseln sich in den Beschreibungen ab und werden mühelos ineinander geschoben. Souverän springt die Erzählerin von einem Thema zum anderen. Dabei sind im Buch Bilder und Beschreibungen von düsterer Schärfe und außerordentlich nüchterner Kälte. So heißt es von der Hand Beerenbaums einmal, sie sei ein zitterndes Stück Fleisch oder im flackernden Licht verzerrt sich sein Gesicht für einen Moment zu einem Totenkopf.
"Stille Zeile sechs" ist ein durch und durch reflexives Buch, eine fesselnd zu lesende Fall-Studie über persönliche Schuld und uneindeutige Empfindungen im Angesicht der Macht.
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