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Hallo!
Beim Umzug unserer Physiksammlung sind elektrische Klingel verloren gegangen. Ich habe neue gekauft und nun stelle ich fest, dass diese nur mit Wechselstrom funktionieren.
Ich könnte schwören, dass unsere vorherigen (die leider nun nicht mehr auffindbar sind) mit Gleichstrom/Batteriestrom funktionierten.
Ich überlege nun selbst, wie praktikabel das sein kann.
Die Elektromechanik dieser Art Klingel ist ja der Wagnersche Hammer.
Fließt Strom durch eine Spule, so zieht deren Eisenkernmagnetfeld einen gefederten Schalter zu sich und unterbricht den Strom, so dass die Spule keinen Stromfluss mehr erfährt und der Hammer zurückfedert. Dadurch wird der Schalter geschlossen und fließt wieder Strom durch die Spule usw.
Das sollte ja mit Gleichstrom eigentlich funktionieren. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Remanenz des Eisenkernmangetfelds hier problematisch ist und der gefederte Schalterhammer trotz abgeschaltetem Strom "kleben bleibt", so wie ich es von dem I-Stick beim geschlossenen Eisenkern bereits kenne.
Weiß jemand, ob es tatsächlich elektrische Klingeln gibt, die mit Gleichstrom funktionieren? Oder hatte ich Halluzinationen...
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(Antwort) fertig | Datum: | 10:27 Fr 12.04.2024 | Autor: | Infinit |
Hallo Riesenradfahrad,
ja, der Original-Wagnersche Hammer funktioniert mit Gleichstrom, was alleine schon daran liegt, dass es zum Zeitpunkt seiner Erfindung noch keinen Wechselstrom gab. Das Prinzip hast Du ja bereits erläutert. Der Strom durch die Spule erzeugt ein Magnetfeld, in diesem wird der Hammer angezogen und schlägt gegen die Klingel. Dabei öffnet sich der Schaltkontakt, es fließt kein Strom mehr, das Magenetfeld bricht zusammen und durch eine Rückholfeder wird der Kontakt wieder zurückgezogen und schließt den Stromkreis wieder. Das Spiel beginnt von vorne. Der Hammer könnte dabei kleben bleiben, was man ja nicht will. Dagegen hilft eine Hysterese in diesem rückgekoppelten System. Diese hat zwei Anteile, einmal baut sich das Magnetfeld nicht beliebig schnell auf, es braucht eine gewisse Zeit, bis es stark genug ist, um zu wirken. Der andere Anteil ist rein mechanischer Natur. Hammer und Kontakt sind so auf der Feder angebracht, dass der Kontakt dem Hammer etwas hinterherhinkt.
Betreibt man solch ein System mit Wechselstrom, so wird sich in Abhängigkeit von der Frequenz des Wechselstroms und der Eigenfrequenz des schwingfähigen Gebildes eine Schwebung bilden.
Ich kann mit gutem Gewissen bezeugen, dass es elektrische Klingeln gab, die mit Gleichstrom betrieben wurden. Solch eine Klingel habe ich vor circa 53 Jahren selbst mal aufgebaut mit den Bauteilen des Kosmos-Kastens "Elektromann". Hatte man dabei die beiden Seiten des Kontaktes nicht sauber zueinander justiert, so sprang, die Spule war schon recht kräftig, ein Lichtbogen über und man erzeugte damit eine elektromagnetische Störung. Diese kam ohne Probleme von meinem Zimmer ins Wohnzimmer und ließ die Bildsynchronisation unseres ersten SW-Fernsehers (Modell Wega mit Zimmerantenne) zusammenbrechen, was meinem Vater gar nicht gefiel. Daraufhin hörte ich dann regelmäßig: Schalt das blöde Ding aus!
Trotzdem habe ich später Elektrotechnik studiert.
Herzliche Grüße,
Infinit
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Danke an Dich infinit für Deine schnelle Antwort - da habe ich ja genau den richtigen erwischt! :-D
OK, dann weiß ich Bescheid und hoffe mal, dass (der Lichtbogen sowie nicht) auch keine Funkendurchschläge schon bei 4,5 V-Batterien entstehen und mache mich auf der Suche nach Bausätzen - denn bisher haben ich eine DC-Klingel nur als Bausatz gefunden, war aber skeptisch, ob die sich nicht bloß verschrieben haben.
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